Therapie - Für Kind oder Elternteil?


 

Häufig erhalte ich Anfragen von Eltern, die Hilfe für ihre Kinder suchen. Yvonne, kannst Du meinem Kind helfen? Es leidet, es hat Ängste, es belügt mich usw. ...

 

 

Die Antwort, die sie von mir erhalten ist:  Ich könnte sie bei ihren Sorgen und Problemen begleiten, ABER aus meiner Sicht ist es wichtig, bei den Müttern und Vätern anzufangen. Was löst es in Mama oder Papa aus, wenn das Kind leidet, ein Vermeidungsverhalten eintritt und nicht mehr zur Schule gehen möchte? Welche Empfindungen und Gefühle sind beim Erwachsenen vordergründig da und wie kann er mit alle dem im Kontakt mit seinem Kind sein?

 

 

Das ist eine Antwort, entgegengesetzt dem, was sie sich erhofft bzw. gewünscht hatten. Und das kann ich sehr gut nachempfinden auf den ersten Blick.

 

 

Da kommen bei Dir auch nur Fragezeichen???? Dann lass uns mal näher schauen, weshalb ich diesen Vorschlag mache.

 

 

Zuvor möchte ich anmerken, dass es natürlich Symptome und Situationen gibt, wo das Kind dringend Hilfe benötigt und das schnell und ggf. auch parallel zur (therapeutischen) Begleitung der Mutter/Vater.

 

 

Aber nun zurück:

 

Kinder oder Jugendliche reagieren auf Mama und Papa wie ein Spiegel. Meist passiert das unbewusst und darf immer mehr ins Bewusstsein kommen. Du kennst das sicher auch:  Du kommst schlecht gelaunt nach Hause und Dein Kind ist ganz schnell mit Deiner schlechten Laune angesteckt und wütend wird oder trotzig oder eben alles nicht mehr so läuft wie gewohnt. Oder Du erlebst es, dass Du im Arbeitsalltag in ein Büro kommst, wo Du fühlst "hier ist aber dicke Luft". Genau so ist es auch bei den Problemen, wegen derer die Eltern auf mich zukommen.

 

 

Da versuche ich dann in der Therapie mit der Mutter oder Vater herauszuarbeiten, welche "Trigger" ausgelöst werden. Kann während dem kindlichen Verhalten das Elternteil emotional und authentisch beim Kind bleiben und es liebevoll spiegeln und dem Kind erlauben genau das zu fühlen?

 

 

Ich bin selbst als Mutter einen schweren Weg gegangen und war lange mit meinem Sohn in ohnmächtigen Situationen gefangen, die viel Wut, Angst und Sorge ausgelöst haben. Mein wichtigster Wunsch war, dass meinem Kind geholfen wird. Dafür habe ich vieles auf mich genommen. Eines Tages kamen wir als Familie in einer Praxis an, die ganzheitliche Ansätze verfolgte und die Aussage war, dass wir am besten bei uns Eltern anfangen zu therapieren und hatte viele Fragezeichen in den Augen. Diesen wichtigen Ansatz habe ich erst einige Jahre später verstanden, als sich bei uns zu Hause alles zuspitzte und es im völligen Chaos geendet hatte. Durch meine Leitung in einer Selbsthilfegruppe habe ich später vielen Eltern ein neues Bewusstsein mitgeben können für die häuslichen Situationen.

 

 

In einem tiergestützten Angebot haben wir Eltern viel lernen dürfen. Es ging darum mit Ponys einen Parcours abzugehen. Sie dazu zu bewegen mit uns mit zu gehen. Glaubt mir, das war nicht so einfach, wie man das so denkt. Erst, als wir uns mit uns selbst auseinandergesetzt hatten und wussten, wie es ist innerlich authentisch, liebevoll, konsequent und in Beziehung zu dem Tier zu sein, klappte es. Wurden wir unachtsam und waren abgelenkt, blieb das Pony einfach stehen oder riss sich los und rannte in den Wald. Hatten wir Angst, reagierte das Pony ebenso.

 

 

Genau so ist es mit unseren Kindern. Und an der Stelle dürfen wir uns hinterfragen, wie haben wir denn schwierige Situationen in unserer Kindheit erlebt? Wie wurde mit uns umgegangen? Waren unsere Eltern mit uns liebevoll und geduldig? Wie war die Reaktion als wir Angst hatten? Durften wir wütend sein? Durften wir unsere Eltern hassen und waren sie dann immer noch für uns liebevoll da?

 

 

Leider ist es in der Regel so, dass Eltern nie immer korrekt handeln können. Das ist prinzipiell nicht schlimm, denn jeder ist Mensch und darf Fehler machen. Ebenso dürfen Kinder lernen, dass nicht immer alles perfekt laufen muss. Wichtig ist, dass hinterher die Situation liebevoll aufgelöst wird und sich Eltern ggf. auch entschuldigen können für ein falsches Verhalten.

 

 

Denke auch immer daran, dass Eltern nie absichtlich "falsch" reagieren und immer nach bestem Wissen und Gewissen handeln. Eben mit dem, was ihnen im Moment an Wahlmöglichkeiten zur Verfügung steht.

 

 

Ist es in der (frühen) Kindheit jedoch häufiger passiert, dass die Bezugsperson(en) (unbewusst) nicht gut reagiert haben und das Kind in seinem Gefühlsleben alleine gelassen wurde, passieren Prägungen. Diese Prägungen führen dazu, dass im Heute auf die eigenen Kinder mit einem "Schutzverhalten" reagiert wird.

 

 

Mit dem ein oder anderen Beispiel möchte ich Dir das verdeutlichen.

 

 

Mütter, die als Kind nicht wütend sein durften, da sie mit ihren intensiven Gefühlen viel zu viel für ihre eigene Mutter waren, werden bei ihrem eigenen Kind (unbewusst) unangemessen reagieren. Sie könnten selbst mit Wut und ggf. Schlägen reagieren oder aus dem Kontakt gehen und ihr Kind in sein Zimmer sperren oder sich selbst in einem Zimmer einschließen, es bestrafen oder andere Möglichkeiten finden, der Situation zu entfliehen. Wieso entfliehen?

 

 

Die Mütter werden getriggert durch das wütende Verhalten des eigenen Kindes und innerlich kommen die (unbewussten) Erinnerungen hoch. Damals war das Gefühl der Wut so stark und intensiv, dass sie einen Weg finden mussten damit umzugehen. Die Wut wurde also in irgendeiner Form "weggepackt" und schlummert tief in den Müttern weiter. Mit der "Flucht" verhindern die Mütter erneut in der damaligen Wut zu landen und es fühlen zu müssen.

 

 

Die Situation mit ihrem Kind wird sich verändern, wenn es den Müttern irgendwann bewusst wird und sie das Gefühl der Wut und dessen was da noch alles damit verknüpft ist (häufig können Ohnmacht, Resignation oder Trauer dabei sein), liebevoll annehmen können. Dies sollte natürlich in einem geschützten Rahmen passieren.

 

 

Ein weiteres Beispiel zeigt, dass nicht immer ein schlimmes oder wiederholendes Ereignis hinter dem aktuellen Erleben stecken muss. Sondern, dass sich jedes Gefühl im Körpergedächtnis abspeichert und Menschen mit ihren Gedanken dies nicht auflösen können.

 

 

In meiner Ausbildung zur Prä- und Perinatalen Körperpsychotherapie, bei dem der Fokus auf die Zeugung, Schwangerschaft und Geburt eines Kindes gelegt wird, fand ich folgendes heraus: Ich bemerkte bei mir, wie ich immer wieder beim Autofahren die Luft anhielt. In einer Phase der Ausbildung verstärkte sich dies immer mehr. Bis ich irgendwann mit meiner Mutter darüber redete, was denn so alles während der Schwangerschaft mit mir passierte. Sie berichtete dann davon, dass es ein Ereignis gab, wo es bei einer Autofahrt zu einem "Beinahe-Unfall" kam. Sprich meine Mama ist vollkommen erschrocken und hat sicherlich im Schreck die Luft angehalten.

 

 

Da Babys über die Nabelschnur mit allem mit der Mutter verbunden sind, erleben sie den Schreck genauso mit, wie wenn es ihr eigener gewesen wäre. Sind Mütter sehr bewusst mit sich und dem Baby, geben sie auch da schon Halt und Sicherheit und signalisieren, dass alles in Ordnung ist und die Gefahr jetzt vorbei ist. So können sie den Schreck abmildern oder auflösen und es verfestigt sich nicht im Zellgedächtnis des Babys.

 

 

Vor kurzem begleitete ich eine werdende Zwillingsfamilie in der Schwangerschaft und später im Krankenhaus bei der Geburt. Eine Angst der Mutter war es, dass sie von ihren Zwillingen getrennt wird. Die Mutter hatte in ihrer Kindheit mehrere Trennungssituationen erlebt und ihr war bewusst, wie einschneidend es für sie gewesen ist. Zum Beginn der Schwangerschaft ist es jedoch noch nicht zu einer umfassenden Aufarbeitung der kindlichen Prägungen gekommen. Leider kam es nach der Geburt aus medizinischer Sicht zu Trennung von Mutter und Kindern. So wiederholten sich quasi die Ängste von damals gepaart um die aktuellen Ängste um die Kinder bei der Mutter und die Kinder erlebten eine tiefe Prägung durch die Trennung, die sich im späteren Leben zeigen wird.

 

 

Anknüpfend zu dieser Trennung nach der Geburt möchte ich noch auf einen weiteren Fall eingehen. Eine schon sehr bewusste Mutter begleitet ihr Kind bei Panikanfällen. Das Kind fährt über Jahre schon mit dem Zug zur Schule. In einer höheren Klassenstufe, kurz vor den Abschluss, gibt es ein einmaliges Ereignis während der Zugfahrt. Das Kind leidet an einem Infekt und kann die Toilette im Zug nicht aufsuchen, da diese defekt ist. Ein halbes Jahr versucht das Kind sich die darauffolgende Ängste beim Zugfahren mit körperlichen Symptomen und neuen Infekten zu erklären.

 

 

Irgendwann erkennt das Kind jedoch, dass es tatsächlich "schiss" hat, da sich die Ängste bis zu Panikanfällen ausgeprägt haben. Erst da ist ihm bewusst, dass es auch eine psychische Komponente in seinem Erleben gibt. Es findet heraus, dass es am schlimmsten ist, wenn der Zug auf der Strecke anhalten muss.

 

 

Im Zwischenmenschlichen in all den Jahren gibt es zwischen der Mutter und dem Kind immer wieder um einen "Kampf". Dieser begann schon sehr früh als das Kind etwa 2 Jahre alt war. Es ging immer wieder um Druck und Ohnmacht bei Mutter und Kind. Später waren es regelrechte Machtkämpfe (über das "normale" Verhalten hinaus), auch körperlicher Natur im "Raufen" oder Armdrücken, wer der stärkere ist.

 

 

Eines Tages berichtete das Kind, dass es völlig ausgeliefert sei, wenn der Zug auf der Strecke anhalten muss. Es könne machen was es wolle, es könne dem nicht entkommen. Die bewusste Mutter fühlte in sich hinein und ihr war deutlich die Situation der Geburt vor Augen. Das Kind kam schlussendlich mit einem Kaiserschnitt zur Welt. Zuvor ging es nicht vorwärts, nicht rückwärts und Mama wie Kind konnten machen was sie wollten, es gab keinen "natürlichen" Ausgang. Erst gab es einen Wehentropf, der der Mutter unendliche Schmerzen bereitete und vermutlich dem Kind auch. Dies spürte es sicher auch als Druck. Die "Kommunikation" zwischen den beiden wurde dann durch eine PDA quasi unterbrochen. Die beiden haben sich "abgekämpft" und sie haben gefühlt beide "verloren" in dem das Krankenhauspersonal den Raum und die Zeit für eine natürliche Geburt nicht bereit gestellt haben und es zu einem Geburtsstillstand kam. (Anmerkung: Bei Gefahr von Mutter und/ oder Baby ist es immer wichtig und sinnvoll mit einem Kaiserschnitt zu helfen)

 

 

In dem Prozess dieser beiden Menschen ist es wichtig, in einem liebevollen, authentischen Kontakt die Ängste ernst zu nehmen. Das Kind zu begleiten und anzuleiten, wie es mit den Ängsten umgehen kann. Ein Auslagern zu Therapeuten löst beim Kind Verlassenheitsängste und Ablehnung aus. (In anders gelagerten Fällen wäre es sicher wichtig, dem Kind auch einen Therapeuten an die Hand zu geben).

 

 

Die Mutter begleitet das Kind nun dabei sich zu spüren und zeigt dem Kind wie es sich in der Situation mit verschiedenen Möglichkeiten regulieren kann. Dies kann sie, weil sie selbst gelernt hat mit Ängsten und Ohnmacht und dem Gefühl des Ausweglosen umzugehen. Das Kind hatte so auch schon Erfolge und konnte sich der Situation im Zug erfolgreich stellen.

 

Ich wünsche den Beiden, dass sie diese wahrliche Neugeburt gemeinsam meistern und so den Geburtsstillstand und den Kampf, der damals stattgefunden hat, auflösen können.

 

 

Mit diesem letzten Beispiel möchte ich noch etwas wichtiges aufzeigen. Mütter oder Väter haben manchmal ein schlechtes Gewissen. Schlechte Gewissen weil... und genau da ist es wichtig auch genauer hinzuschauen, denn gibt eine Mutter mit einem schlechten Gewissen das Kind im Kindergarten ab, wird das Kind anders reagieren, wie wenn es der Mutter dabei gut geht. Deshalb möchte ich an der Stelle abschließend jedem, der bis hier her gelesen hat mitgeben: Was braucht es, dass es Dir als Mutter oder Vater oder ggf. andere Bezugsperson gut geht?

 


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